paragrana

PARAGRANA: Als „Kern“ bezeichnet man seit alters auch die Mitte eines Gedankens, als „Körnchen“ auch die Beigabe, die eine Aussage scharf macht wie den Pfeffer oder feierlich wie den Weihrauch oder die sie witzig einschänkt, wie das Salz es tut. Das lateinische Wort für beides, granum, war für Paracelsus zugleich die Bezeichnung für ein Mineral- oder Erzkörnchen geblieben, das die Natur hergibt, damit der Mensch es zu seiner Heilung oder Läuterung verwende. Aber weil wiederholter Zusatz eines solchen Körnchens Gedanken und Aussagen verfälscht, wie zuviel Einnahme die Arznei zum Gift verdirbt, musste para, das griechische Wort für „neben“, mit granum verschmolzen werden, um aufzuweisen, wie eine Substanz beschaffen ist, die nur richtig gebraucht werden kann. So überschrieb Paracelsus seine grundsätzlichste Rechtfertigungsschrift: „Das Buch Paragranum“.

PARAGRANA: Kleine Gedankenkörnchen, die neben gewohnten Saaten liegen, soll diese Zeitschrift auflesen und wieder ausstreuen. Denn Schreiber, Herausgeber und Leser wollen vorsorgen, dass die bisherigen Begriffe, Bilder und Perspektiven, in denen der Mensch nach seiner Geschichte und sich selbst, nach seinem Selbst als Kern aller Geschichte zu fragen pflegte, nicht zu viele Antworten vorprägen, die Wiederholungen sind. Wir möchten an begangenen Wegen vorbei eine Richtung finden, die nach rückwärts zu mehr Klarheit führt, wie sehr sich der Mensch verändert hat und wie nicht, und die nach vorwärts ahnen lässt, wie anders er sich innerlich und äußerlich orientieren muss, wenn er weiter eine Geschichte haben soll.