paragrana

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Band 11 (2002) Heft 2 "Kants Anthropologie"

Im Jahr 1798 gelangte Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht zur Veröffentlichung, nachdem sie über dreißig Jahre lang von Kant als Vorlesung „für das gebildete Publikum“ abgehalten worden war. Der Erfolg dieser Veranstaltung (und nicht etwa die drei Kritiken) begründete seinerzeit die Popularität des Königsberger Philosophen. Dennoch erfuhr die Anthropologie in den letzten zwei Jahrhunderten nur wenig Beachtung. Die Liste der Sekundärliteratur ist vergleichsweise kurz – zu Unrecht.
Im Jahr 1961 reichte Michel Foucault als thèse complémentaire (die thèse principale war Wahnsinn und Gesellschaft) eine ca. einhundert Manuskriptseiten umfassende Abhandlung über Kants Anthropologie nebst französischer Übersetzung des Werkes bei seinem Lehrer Jean Hippolyte ein. In dieser so kühnen wie komplexen Interpretation, die bereits auf die Anthropologiekritik der Ordnung der Dinge vorausweist, stellt Foucault Kants Anthropologie als Gründungsschrift einer anderen Anthropologie vor, die jenseits normativer Vorstellungen von einem Wesen des Menschen operiert. In der Lesart Foucaults, dessen thèse complémentaire in diesem Heft der Paragrana vorgestellt wird (nachdem der deutschen Übersetzung die Druckerlaubnis verweigert wurde), ist Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht ein Text von unerhörter Aktualität. Auf verschiedenen Wegen entlang der thematischen Zentren der Anthropologie gehen die AutorInnen der Frage dieser Aktualität und ihrer Bedeutung in verschiedenen disziplinären Kontexten nach.
Die Beiträge dieses Bandes entstanden im Anschluss an eine Tagung vom Mai 2002 zu Kants Anthropologie, die von Dietmar Kamper (1936-2001) im Rahmen des Interdisziplinären Zentrums für Historische Anthropologie initiiert wurde. Der Band ist dem Andenken an Dietmar Kamper gewidmet.

Herausgegeben von Dietmar Kamper,
Christoph Wulf und Gunter Gebauer

AUTOREN: Beiträge

CHRISTOPH WULF/GUNTER GEBAUER: Vorwort
UTE FRIETSCH: Michel Foucaults Einführung in die Anthropologie Kants
DIETMAR KAMPER: Die Geschoßbahn der Frage: Was ist der Mensch?
JEAN FERRARI: Von einer unauffindbaren Wissenschaft vom Menschen
HEIKE BARANZKE: Die Idee der Menschheit in deiner Person
LUDGER SCHWARTE: Äußerer Sinn – produktive Einbildungskraft
JÖRG ZIRFAS: Der Fortschritt des Humanen
WOLFGANG SCHÖNPFLUG: Was der Mensch werden kann durch Vergegenwärtigung des Vergangenen
EDGAR FORSTER: Nicht wollen
BENJAMIN JÖRISSEN: Anthropologische Hinsichten, pragmatische Absichten. Kants „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ und ihr Bezug zur Anthropologie des Pragmatismus
BIRGIT ALTHANS: Die Zukunft der Frage nach dem Menschen
BERND TERNES: Anthropologie als archäologisch-kybernetische Inventur
HANS ULRICH RECK: Kant und der Schmerz
ALEXANDER SCHULLER: Formale Ethik oder Naturwüchsigkeit des Alltags
CHRISTOPH WULF: In memoriam Dietmar Kamper
DIETMAR KAMPER: Über Raketen, Höllenfahrten und die mesokosmonautische Wende in den Humanwissenschaften

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